Bis auf Weiteres erscheint es unmöglich, die Wirklichkeit in vollem Umfang zu erkennen.
Bestenfalls gelingt es bezogen auf eine bestimmte Situation, alle zu ihr gehörenden Einflüsse (also jene, welche diese Situation genau so haben entstehen lassen) sowie deren gegenseitigen Wechselwirkungen zu erfassen und realitätsgetreu zu gewichten.
Daher kommt dem Versuch, die Wirklichkeit zumindest weitestgehend zu erkennen, eine besondere/entscheidende Bedeutung zu.
Bei allen Entscheidungen geht es nämlich immer nur darum, eine bestehende Situation richtig (im Sinne von: wirklichkeitsgetreu) zu erkennen und sie mit wirksamen Eingriffen so zu gestalten, dass eine andere/gewünschte Situation entsteht.
Nicht zu wissen was wirkt, führt zu einer falschen Einschätzung der Wirklichkeit,
Eine falsche Einschätzung der Wirklichkeit begründet eine falsche Entscheidung.
Darum muss neben der aktiven Suche nach Wissen/Erkenntnis auch passiv zumindest alles vermieden werden, was dem Bemühen um weitestgehendes Wissen entgegensteht.
Und diesem weitestgehenden Wissen steht in jedem Fall das Gegenteil davon entgegen.
Also Unwissenheit/Nichtwissen, in den verschiedenen Erscheinungsformen:
1. Unwissenheit als Folge von unbewusst fehlendem Faktenwissen (=Nichtwissen)
2. Unwissenheit als Folge von unbewusst wirklichkeitsfremden Annahmen (=Irrtum)
3. Unwissenheit als Folge von bewusst wirklichkeitsfremden Äußerungen/Annahmen (=Lüge)
Jede Entscheidung wird als 'möglichst richtige Entscheidung' angestrebt.
Es macht keinen Sinn, eine 'möglichst falsche Entscheidung' anzustreben.
Damit sollte bei jeder Entscheidung (die im Regelfall ein Problem lösen soll) möglichst viel Wissen und möglichst wenig Nichtwissen Berücksichtigung finden, um auf diese Weise (quasi automatisch) zu einer 'möglichst richtigen' Entscheidung zu kommen.
In diesem Zusammenhang verringert die Vermeidung von Lügen relativ mühelos die Menge an Unwissenheit/Nichtwissen und verbessert bereits dadurch die Qualität jeder Entscheidung.
Die anderen Quellen der Unwissenheit sind nämlich entweder nur mühsam (=durch Suche nach Erkenntnis/Wissen) oder kaum/überhaupt nicht zu vermeiden (=Unwissen & Irrtum).
Daraus folgt:
- dass in erster Linie die Lüge als leicht vermeidbare Fehlerquelle in einem Entscheidungsprozess nichts zu suchen hat.
- dass jede Anwendung einer Lüge die bewusste Verfälschung/Behinderung des Entscheidungsprozesses bedeutet.
- dass alle Lügner*innen damit beweisen, dass sie keine möglichst richtige Entscheidung anstreben.
- dass in einen Entscheidungsprozess niemand eingebunden werden sollte, der keine möglichst richtige Entscheidung anstrebt.
So einfach ist das !
Zumindest theoretisch.
Denn die Unwissenheit in den beschriebenen Erscheinungsformen Nichtwissen/Irrtum/Lüge ist als Normalzustand weit verbreitet und kann als Hauptursache für fehlerhaftes Denken, Reden und Handeln angesehen werden (wie es tagtäglich millionenfach geschieht).
Zudem hat sich 'die Lüge' ihren Platz in der menschlichen Gesellschaft irgendwie 'unter falscher Flagge erobert'.
Gefördert wurde und wird dies nicht zuletzt durch die Verharmlosung des Lügens (also die Verharmlosung von Realitätsabweichungen), weil es ja angeblich gute Gründe (= Ausreden) dafür gibt, dass das Lügen aus der subjektiven Sicht der Lügner*innen als erforderlich angesehen wird, zum Beispiel: …
- wegen einer gewissen Bequemlichkeit ... (bevor ich lange rumdiskutieren und Dinge erklären muss)
- um Todkranke vor der 'Wahrheit' zu schützen ... (nimmt jenen jedoch die Chance, 'letzte Dinge' zu regeln)
- als traditionelle Erziehungsmethode ... (Klapperstorch, Weihnachtsmann & Co. lassen grüßen)
- aus Angst vor Strafe bzw. Konsequenzen ... (dann müsste ich mein Fehlverhalten ändern oder werde sogar bestraft)
- zwecks gezielter Beeinflussung von Menschen ... (damit ich einen Vorteil von deren Fehlentscheidungen habe)
- weil es ja leider sein muss ... (wer beurteilt, ob es sein muss ?)
- weil es ja nicht anders geht ... (wer entscheidet, ob es nicht auch anders geht ?)
- weil die Wahrheit wird ja doch nicht verstanden wird (ist das so ... ?)
- weil es einem 'guten Zweck' dient ... (wer bestimmt, was ein guter Zweck ist ?)
- weil die Welt nun mal belogen werden will ... (hat irgendwer die Welt jemals danach gefragt, ob sie belogen werden will ?)
… und ausserdem: … warum sollte man ausgerechnet dieser Aussage vertrauen? Sie könnte ja gelogen sein, um der Welt einzureden, sie wolle belogen werden.
Den Lügner*innen sollte bewusst sein, dass sie sich vielleicht einen scheinbaren oder nur kurzfristigen Vorteil verschaffen, sie sich jedoch mittel- und langfristig selbst schaden.
Beispielsweise durch immer kompliziertere Verstrickungen in Realitätsabweichungen bis hin zur Orientierungslosigkeit, durch getroffene Fehlentscheidungen bis hin zum finanziellen/persönlichen Zusammenbruch oder auch durch Rufschädigung bis hin zur völligen Unglaubwürdigkeit.
Daneben tragen sie durch das Lügen natürlich auch zu einer wirklichkeitsfremden Weltsicht von denjenigen Menschen bei, die um Fakten betrogen/getäuscht werden (= führt bei jenen zur Verdummung / die dann womöglich auch noch von Lügner*innen beklagt wird).
Als wäre es auf der Suche nach Problemlösungen, richtigen Entscheidungen oder Fakten nicht schon hinderlich genug, sich mit den unbewussten Realitätsabweichungen, also mit Irrtum und Nichtwissen herumplagen zu müssen.
In diesem Zusammenhang ist im Bereich der Politik auch zu beobachten, dass alle Parteien/Regierungen der Welt tendenziell die eigene Meinung für richtiger/wichtiger halten, als die Meinung der jeweiligen Opposition.
Und das nur, weil sie (in einem mehr oder weniger demokratischen Verfahren) in ihr Amt gewählt wurden oder sich dieses Amt mit 'List & Tücke' erschlichen, mit Gewalt erobert oder 'auf Erbschein' erhalten haben.
Jedenfalls nicht, weil sie beweisen könnten, dass ihre Meinungen/Problemlösungen/Entscheidungen richtiger sind als die der Konkurrenzparteien.
Verbreitete Kernsätze wie: 'Dummheit ist unendlich', 'Irren ist menschlich', 'Notlügen sind erlaubt' ... verharmlosen den Schaden, der durch Nichtwissen/Irrtum/Lüge angerichtet wird.
Selbstverständlich sind Nichtwissen/Irrtum/Lüge zweifellos menschlich, ... na und ??? ...
Mord, Totschlag und Vergewaltigungen sind auch menschlich und in der Welt.
Ist das ein Grund dafür, diese Dinge oder bestimmte Traditionen gut zu heißen, wenn von ihnen mehr negative als positive Auswirkungen bekannt sind ?
Nein, natürlich nicht !!!
Und: 'Das haben wir schon immer so gemacht' ist auch kein ausreichender Grund für die Verharmlosung von Realitätsabweichungen.
Ist es wirklich ein vernünftiger oder akzeptabler Grund, Entscheidungen und insbesondere wichtige politische Entscheidungen auf 'alternative Fakten' zu gründen ???
Nein, natürlich nicht !!!
Gerade im Zusammenhang mit politischen Entscheidungen, bei denen sogar die Zielsetzungen fast immer umstritten sind, muss möglichst vollständig/umfassend aufgeklärt werden, damit eine falsche Entscheidung (für welche die Bürger*innen dann in der Haftung sind) möglichst vermieden wird.
Logischerweise sind nämlich sämtliche Entscheidungen, die ganz oder teilweise auf Nichtwissen/Irrtum/Lüge beruhen, eben ganz oder teilweise Fehlentscheidungen.
Fehlentscheidungen in genau jenem Maß, in dem die angenommenen/vorausgesetzten Einflüsse auf das erwartete Geschehen/Ereignis/Ergebnis falsch erfasst oder gewichtet wurden und damit nicht wirklichkeitsgetreu waren (also falsch vorhergesehen/eingeschätzt wurden).
Und je größer die Abweichungen von der Wirklichkeit sind, desto schwieriger ist es, entweder Nichtwissen/Irrtum/Lüge aufrecht zu erhalten oder nachträglich/rückwirkend zum richtigen Maß an Realitätseinschätzung zu kommen.
Zusammengefasst:
Eine Lüge beschreibt eine bewusst herbeigeführte Realitätsabweichung.
Nichtwissen und Irrtum führen zu unbewussten Realitätsabweichungen.
Grundsätzlich ist jede auf Realitätsabweichung basierende Entscheidung eine falsche Entscheidung in genau jenem Maße, in dem die Abweichung zu einer falschen Einschätzung der Wirklichkeit führt.
Die Redewendung: 'Hinterher ist man immer schlauer' drückt an dieser Stelle genau jenes Bedauern darüber aus, vorher etwas falsch eingeschätzt bzw. an der Realität vorbei gedacht zu haben.
Nichtwissen/Irrtum/Lüge behindern also die Suche nach den richtigen Lösungen für Probleme.
Für den Bereich der Politik gilt daher:
Solange Nichtwissen/Irrtum/Lüge bei der Erreichung politischer Ziele eine der Entscheidungsgrundlagen ist, ergibt sich daraus indirekt, dass das angestrebte Ziel relativ falsch ist (weil es einen lückenhaften / vergleichsweise unrealistischeren Bezug zur Wirklichkeit hat).
Andersherum gilt ebenso:
Solange Nichtwissen/Irrtum/Lüge keine Grundlage für eine politische Zielsetzung ist, ergibt sich daraus indirekt, dass das angestrebte Ziel relativ richtig ist (weil es einen weniger lückenhaften / einen vergleichsweise realistischeren Bezug zur Wirklichkeit hat).
Idee/Vorschlag: … um die Wichtigkeit der Suche nach Wahrheit/Realität/Wirklichkeit zu verdeutlichen und insbesondere der Verharmlosung des Lügens entgegenzutreten, könnte man den jährlichen 'Lügentag' abhalten.
Zum Beispiel an jedem ersten April eines Jahres bundesweite Massendemos gegen Nichtwissen/Irrtum/Lüge durchführen (am 1. April 2017 gab es beispielsweise in Dortmund eine Aktion der SelbstbestimmungsPartei zu diesem Thema).
An diesem Tag darf dann gelogen werden, was das Zeug hält, und das Ergebnis wird für sich sprechen.
Und im übrigen ist an folgenden Sätzen auch was dran:
„Du sollst kein falsches Zeugnis geben wider/über Deinen Nächsten“
„Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht und wenn er auch die Wahrheit spricht“
„Lügen haben kurze Beine“